Chimichurri – Die kleine argentinische Zauberei, die alles kann (außer schlechte Laune)
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Es gibt Saucen, die begleiten ein Gericht.
Und dann gibt es Chimichurri.
Chimichurri begleitet nicht – Chimichurri betritt die Bühne, schmeißt den Poncho über die Schulter und ruft:
„Asado, ich bin bereit. Du auch?“
Meine erste Begegnung mit dieser argentinischen Kräuterbombe war wie das Öffnen eines Fensters in eine Welt, in der alles ein bisschen sonnengewärmter riecht. Es ist eine Sauce, die aussieht, als sei sie beim Versuch entstanden, Petersilie einzufangen, die aber stattdessen beschlossen hat, in einer Limette zu baden und sich anschließend mit Knoblauch zu parfümieren.
Und weil die Südamerikaner nicht nur reiten können wie der Wind, sondern auch kochen wie ein gutes Gedicht klingt, gibt es unzählige Legenden über den Ursprung des Namens.
Jimmy McCurry, der irische Revolutionsbegleiter.
Jimmy Kerry, der englische Fleischhändler.
James C. Hurray, der schottische Gaucho-Genosse.
Oder die britischen Kriegsgefangenen, die angeblich „Che! Me Curry!“ riefen, was sich für argentinische Ohren nach „Mach mir Chimichurri!“ anhörte.
Ob das stimmt?
Vermutlich nicht.
Aber wie bei jeder guten Sauce gilt: Die Geschichte muss nicht wahr sein. Sie muss schmecken.
Und das tut Chimichurri.
Zu Rindfleisch vor allem – denn ein argentinisches Asado ohne Chimichurri wäre wie Tango ohne Musik.
Man kann es aber auch über Fisch träufeln, über Hähnchen, über Gemüse, über das Leben.
Und natürlich über eine ordentliche Bratwurst im Weißbrot, wie die Gauchos es als Choripán genießen – das argentinische Pendant zum deutschen Stadionklassiker, nur mit ein bisschen mehr Draufgänger-Charme.
Zutaten für eine Portion südamerikanischen Freiheitsgeist
– 1 Bund glatte Petersilie
– 2 Knoblauchzehen
– 1 Schalotte
– 1 Limette
– 100 ml kaltgepresstes Olivenöl
– ½ TL weißer Pfeffer
– 1 TL Salz
– 1 TL Oregano (getrocknet)
– 1 TL Thymian (getrocknet)
Zubereitung – oder: die Kunst, Grünzeug in pure Lebensfreude zu verwandeln
Petersilie, Knoblauch und Schalotte fein hacken.
So fein, dass sie in einem Paralleluniversum vermutlich als Staub durchgehen würden.
Alles in einen Mörser geben, zusammen mit Salz, Pfeffer, Oregano, Thymian und dem Saft einer Limette.
Dann beginnt der Teil, der in jedem Koch magische Glückshormone freisetzt:
Das Zerstoßen.
Nicht grob, nicht wütend –
sondern so, als würde man versuchen, den Kräutern ein Geheimnis zu entlocken.
Nach und nach entsteht eine dickflüssige, intensiv duftende Emulsion, die aussieht wie der grüne Traum eines italienischen Apothekers.
Wenn sie zu dick ist, einfach noch etwas Olivenöl zugeben.
Chimichurri hat nichts gegen Großzügigkeit.
Die Konsistenz sollte an Pesto erinnern: geschmeidig, körnig, lebendig.

Und jetzt?
Löffel rein.
Über das Steak.
Über die Wurst.
Über alles, was gegrillt ist, und manches, was es nicht ist.
Chimichurri ist keine Sauce.
Chimichurri ist eine Einstellung.
Eine Mischung aus Sonne, Kräutern und dem unerschütterlichen Glauben, dass gutes Essen das Leben nicht löst – aber schöner macht.
So is(s)t man glücklich!